Veit-Peter Walther: Die Öffnung

Anfänglicher Verblüffung folgt betretenes Schweigen, als ein wohlbekannter Kardinal in vollem purpurnem Ornat das Freudenhaus betritt.

„Meine lieben Söhne, Töchter und Schwestern in Christo“, spricht er, „ich verdamme euch nicht. Denn so sehet, die Kirche öffnet sich, und ich mit ihr. So will ich euch nahe sein.“

Er wählt die schlanke Maria sowie die füllige Magdalena und sie begeben sich in ein rosa Gemach mit Himmelbett, Deckenspiegel und Whirlpool.

Dem allgemeinen Staunen unter den Stammgästen folgt erst zögerlicher, in der Folge jedoch frenetischen Jubel.

Sogar ein zaghaftes, glöckchenhelles „Halleluja“, gefolgt von einem bassigen „Sacra Sacra“ ist zu vernehmen.

Obendrein gibt es eine Runde Schampus auf Kosten der Puffmutter.

Der Chauffeur sitzt während den geistlichen Verrichtungen des Kirchenfürsten geschlagene zwei Stunden mit einer Flasche Selterswasser und Nüsschen an der Bar.

März 2016